2007-02-03
Als ich Mitte der Siebzigerjahre in Tirol und Salzburg dazu
angehalten war, das Schifahren zu erlernen, war der Tourismus gerade im
Aufschwung. Auf den Schipisten tummelten sich damals noch deutlich
weniger Menschen als heute. Es war eine Zeit, als wir uns auf langsamen
Einersesselliften den Hintern abfroren und wo manche Schlepplifte selbst
fĂŒr geĂŒbte Schifahrerinnen und Schifahrer noch eine Herausforderung
waren.
Damals fand sich in jeder lÀngeren Abfahrt meist an
einer breiteren Stelle ein Baum in der Mitte der Schipiste. Obwohl links
und rechts von dem Baum ausreichend Platz war, gab es Schifahrerinnen
und Schifahrer, die zwar lĂ€ssig wedelnd oder auch in eleganten SchwĂŒngen
aber doch zielstrebig den Baum rammten.
Ich kenne diese
ominösen UnfĂ€lle selbst nur aus ErzĂ€hlungen und wĂŒrde in Bausch und
Bogen abstreiten, dass es mir je selbst so ergangen wÀre. Ich erinnere
mich, dass wir Kinder dachten, diese UnfĂ€lle wĂŒrden wohl nĂ€chstens
passieren, wenn die letzten HĂŒtten schlieĂen und hoffnungslos Betrunkene
sich am Baum orientierend nicht rechtzeitig die Kurve
kratzten.
Doch in den folgenden Jahren war auffallend, dass
die BĂ€ume (oder die Schifahrerinnen und Schifahrer) zunehmend geschĂŒtzt
wurden. Waren es anfĂ€nglich nur dĂŒnne Strohmatten, so wurden schon bald
gröĂere Strohballen an die BĂ€ume gebunden. Offenbar reichte dies aber
nicht aus. So mancher Baum musste gÀnzlich weichen, und an den
verbliebenen wurden speziell angefertigte Polster mit weit leuchtenden
Signalfarben angebracht.
Ich war schon lange nicht mehr auf
Schipisten unterwegs und weiĂ nicht, wieviele Schifahrerinnen und
Schifahrer heute noch frei stehende BĂ€ume rammen. Manche Menschen aber,
und es scheint keinen Unterschied zu machen, ob sie Schifahren können
oder nicht, neigen dazu, âauf offener Pisteâ, wo rundherum nichts im
Wege steht und ausreichend Platz wÀre, wenn es lÀuft wie geschmiert, und
die Zeit nicht drÀngt, und die Sonne scheint wie eh und je, auch dann
geradewegs auf den einen Baum zuzusteuern und nicht von ihrer Bahn
abzulassen.
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UrsprĂŒnglich veröffentlicht 2007 unter verbloggtnoamal.
miregal, 2007-02-07
Nunja. Schi- und Autofahrer(innen) zieht es offenbar gern aus ihrer Bewegung heraus in das BodenstĂ€ndige hinein. DaĂ als Lösung dieses PhĂ€nomens nicht nur die Rodung der PistenbĂ€ume, sondern auch die Entfernung ganzer die StraĂen sĂ€umender Alleen angedacht und in die Tat umgesetzt wird, zeigt, wohin wir schlittern, wenn wir mit der Entwurzelung ernsthaft beginnen.
rattus, 2007-02-07
Meistens, wenn ich Eislaufen war, liefen die Menschen im Kreis. Aber auch das kann viel SpaĂ machen :)