Freie Epigrammatik

Andreas Schamanek

2006-07-17

Was könnte unser Motto sein,
wenn nicht der Widerspruch,
der uns jedes Motto versagt.

Es war einmal ein Wort,
Das war das beste, das
passendste und überhaupt,
Doch es war vergessen.
Ganz und gar, ich zweifelte,
ob es das Wort je gab.

Da kam jemand und schrieb:
Ein Motto steht zwischen Überschrift
und Textbeginn und ist ein Zitat
Von jemandem.

Und das war furchtbar. Ich
hatte ein Wort, aber
Es war nicht das Gesuchte.
Doch ein anderes fand sich nicht.
Und wieder zweifelte ich,
ob je ein anderes war.

Worte haben Flügel
(und nicht nur Motten). Sie fliegen
Blindlings in den Schoß,
Tollen wie Schmetterlinge,
Schicken Gedanken auf Reisen.

Und da fand ich … Das Epigraph.
Das in Steinen und Rinden festgehaltene.

Jetzt, seit vor mir steht,
(Seit ich verstehe,)
Was all die Jahre zum Greifen nahe (war),
Wenn einsehbar wird,
dass ich auch nicht finden konnte,
Was in Erinnerung das Epigramm (war),
Ob Einerlei oder nicht, das
Eingemeißelt Niedergeschriebene wiegt
Schwer.

Unverrückbar,

Das Motto zum Festhalten, der Ursprung,
der unsere Gedanken fliegen läßt.
Auf dass wir zurückfinden.

 

In dankbarer Erinnerung
Marie Antoinette Glaser gewidmet


Ursprünglich veröffentlicht 2006 unter verbloggtnoamal.

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